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Department of Economics

Forschung und Politik : Eine Win-Win-Beziehung

Bern braucht Fakten. Für die Vorbereitung politischer Geschäfte arbeiten verschiedene Bundesbehörden eng mit der Forschung zusammen. Aber: Nur ein kleiner Teil der Forschungsaufträge geht an Universitäten. Bruno Parnisari vom Bundesamt für Sozialversicherungen und Ökonomieprofessor Josef Zweimüller tauschen sich darüber aus.

.inspired: Herr Parnisari, welchen Stellenwert hat die Forschung für die Schweizer Politik?

Bruno Parnisari: Die Ergebnisse von Forschungsprojekten haben für die politische Entscheidungsfindung in unserem Land einen hohen Stellenwert. Ich mache täglich die Erfahrung, dass insbesondere die parlamentarischen Kommissionen sehr mit Zahlen und Analysen arbeiten, um Herausforderungen so zu verstehen, wie sie sind. Zur Beschaffung dieser Grundlagen vergeben mein Team und ich Forschungsaufträge an Fachhochschulen, Universitäten und private Anbieter.

.inspired: Und welchen Stellenwert hat diese Auftragsforschung für Sie als Ökonomieprofessor, Herr Zweimüller?

Josef Zweimüller: Unsere vorrangige Aufgabe ist die akademische Forschung und wir werden daran gemessen, ob wir innovative und international sichtbare Forschungsergebnisse produzieren. Aber als Wissenschaftler möchte ich mich mit meiner Expertise auch einbringen und einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion leisten. Forschungsaufträge bieten hier spannende Möglichkeiten und schlagen eine Brücke zwischen Wissenschaft und Politik.

Bruno Parnisari:  Gerade die Auftragsforschung ist ja eine direkte Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik. Dieser Schnittpunkt ist aber auch eine Herausforderung, denn anders als Wissenschaft findet Politik auf einem Kontinuum zwischen wissenschaftlichen Fakten und deren politischer Auslegung statt: Politik interpretiert Forschungsergebnisse, es wird diskutiert, es werden Kompromisse zwischen den verschiedenen politischen Deutungsarten geschlossen. Diesen Umgang mit ihren Forschungsergebnissen muss die Wissenschaft aushalten.

.inspired: Herr Zweimüller, Sie erwähnten, dass die Auftragsforschung spannende Möglichkeiten bietet. Welche genau?

Josef Zweimüller: Oft hört man, die Wissenschaft sitze im Elfenbeinturm und mache Wissenschaft der Wissenschaft willen. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wollen aber interessante, relevante Forschungsergebnisse sehen. Als Wissenschaftler stiessen wir in der Vergangenheit oft auf das Problem, dass wir keinen Zugang zu Daten hatten, um politikrelevante Forschung zu betreiben. Das hat sich in der jüngeren Vergangenheit stark geändert. Meine eigene Erfahrung ist, dass man durch Forschungsaufträge oft Hürden überwinden kann. Im Rahmen von Auftragsprojekten erhält man häufig Daten, die ansonsten nur schwer zugänglich sind. Üblicherweise können wir Daten, die wir für ein Auftragsforschungsprojekt erhalten, in der Folge auch für die eigene akademische Grundlagenforschung einsetzen. So sind wir in der Lage, eigene spannende Anschlussprojekte zu verfolgen, die am Ende die akademische Forschung voranbringen.

Ein Beispiel: Wir haben derzeit ein Forschungsprojekt «Immigration und Sozialversicherungen» vor, für das wir verlinkte Registerdaten der einzelnen Sozialwerke auswerten. Das ist eine wichtiges und politisch sehr brisantes Thema und wir hoffen, dass wir mit unseren Forschungsergebnisse mehr Licht in die Debatte bringen und zu einer sachlicheren Diskussion des Immigrationsthemas beitragen können.
Der Austausch mit den Experten des BSV hilft uns zudem, die Daten besser zu verstehen und Zugang zu bisher nicht verwendete Datenquellen zu bekommen. In einem Anschlussprojekt wollen wir nun die Umverteilung zwischen Arm und Reich, welche durch die einzelnen Sozialversicherungssysteme entstehen. Damit wollen wir die Wohlfahrtswirkungen der einzelnen Sozialwerke untersuchen. Mit solchen Projekten können wir die Forschungsfront vorantreiben und damit unserem Kerngeschäft —  zur internationalen akademischen Diskussion beizutragen — besser nachkommen.

Bruno Parnisari: … und das ist wiederum für uns interessant, denn wir erhalten Zugang zu neuen Berechnungsmodellen. Dieses Know-how ist wertvoll, weil wir gewisse Grundlagen intra muros erarbeiten. Bei dieser Arbeit müssen wir Gewissheit haben, dass unsere internen Berechnungsmodelle à jour und belastbar sind.

Josef Zweimüller: Auftragsforschung eröffnet uns zudem Kontakte zu Fachpersonen in der Verwaltung und Politik. Dieser Austausch mit der Praxis ist für uns Wissenschaftler auch wichtig, weil es uns für anstehende gesellschaftspolitische Themen sensibilisiert und weil daraus neue, praxis-relevante Forschungsideen entstehen können. So können wir auch unsere Studierenden motivieren und dabei unterstützen, Themen aufgreifen, die vielleicht nicht heute, aber künftig für die Politik relevant werden können. 

Bruno Parnisari: In diesem Zusammenhang müssen wir aber auch über die akademische Kommunikation sprechen. Viele sozialpolitische Themen sind von Natur aus komplex, und es ist in der Verantwortung der Wissenschaft — aber auch der Verwaltung —, sehr klar zu kommunizieren, zu kontextualisieren, damit die Aussagekraft der Zahlen hoch ist. Denn nur so erreicht die Forschung die Politik und wird überhaupt angehört. Gute wissenschaftliche Analysen, die nicht klar verständlich sind, finden nicht leicht Verwendung in der politischen Debatte.

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Weiterführende Informationen

Dies ist eine gekürzte Version des im Magazin .inspired Nr. 18 erschienen Interviews. Das ganze Interview ist im Magazin nachzulesen.