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Department of Economics

Was Ihre beruflichen Fähigkeiten auf LinkedIn über Humankapital und Ungleichheit verraten

Eine neue Studie von David Dorn zeigt, dass LinkedIn-Skills mehr über Einkommen und Geschlechterunterschiede aussagen als Bildung oder Berufserfahrung.

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Eine aktuelle Studie von David Dorn, UBS Foundation Professor of Globalization and Labor Markets, und seinen Co-Autoren untersucht die Fähigkeiten, die Menschen in ihren LinkedIn-Profilen angeben, und analysiert deren Zusammenhang mit Bildung, Berufserfahrung, Einkommen und geschlechtsspezifischen Unterschieden am Arbeitsplatz.

Traditionelle ökonomische Theorien des Arbeitsmarkts gehen davon aus, dass Menschen ihre Berufschancen durch Schulbildung oder Lernen am Arbeitsplatz verbessern können. Doch allein die Anzahl an Ausbildungsjahren oder Berufserfahrung zu betrachten, liefert oft nur ein eingeschränktes Bild des Humankapitals. Die Forschenden analysierten die selbst angegebenen Fähigkeiten von fast 9 Millionen Hochschulabsolvierende aus den USA anhand von LinkedIn-Profilen und ordnen diese in drei Kategorien ein: allgemeine, berufs- und berufsbezogene Fähigkeiten.

Mehr Fähigkeiten bedeuten höheres Einkommen

Wenn Fähigkeiten ein aussagekräftiges Mass für Humankapital darstellen, sollten sie in einem sinnvollen Zusammenhang mit Bildung und Berufserfahrung stehen. Tatsächlich geben Berufseinsteiger*innen im Durchschnitt weniger Fähigkeiten an, insbesondere geringere Anteile an berufsspezifischen und Führungsfähigkeiten als erfahrenere Kolleg*innen. Diese Muster stützen die Annahme, dass junge Arbeitskräfte vor allem durch Bildung allgemeine Fähigkeiten erwerben, während ältere durch Berufserfahrung und Weiterbildung zusätzlich spezifische und führungsbezogene Kompetenzen entwickeln. Personen mit Abschlüssen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), im Gesundheitswesen oder in der Rechtswissenschaft sowie mit höheren akademischen Graden berichten ebenfalls häufiger von berufsspezifischen Fähigkeiten.

Die Studie zeigt zudem, dass Beschäftigte mit mehr angegebenen Fähigkeiten tendenziell besser bezahlte Stellen haben. Insbesondere berufsspezifische und Führungsfähigkeiten stehen in engem Zusammenhang mit einem höheren Einkommen. Auch wenn selbstberichtete Fähigkeiten möglicherweise kein perfektes Mass für Humankapital darstellen, zeigen die Forschenden, dass diese Angaben deutlich mehr zur Erklärung von Einkommensunterschieden beitragen als einfache Bildungs- oder Erfahrungskriterien.

Weniger Fähigkeiten, geringerer Lohn für Mütter

Auffällig sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Fähigkeiten. Während junge Frauen und Männer zu Beginn ihrer Karrieren eine ähnliche Anzahl an Fähigkeiten angeben, wächst das Fähigkeitsprofil von Frauen im weiteren Verlauf deutlich langsamer – insbesondere zwischen dem späten dritten und frühen fünften Lebensjahrzehnt. Dieses verlangsamte Wachstum lässt sich grösstenteils durch Mutterschaft erklären: Frauen mit Kindern arbeiten im Durchschnitt weniger Stunden als vergleichbare Männer und erwerben dadurch langsamer neue Fähigkeiten. Zudem unterscheidet sich das Fähigkeitsprofil von Müttern von dem männlichen Kollegen, indem es weniger berufsspezifische und führungsbezogene Fähigkeiten enthält. Diese Unterschiede tragen massgeblich zur geschlechtsspezifischen Lohnlücke bei.

Fazit: Selbst, wenn die auf LinkedIn erfassten Fähigkeiten auf Selbsteinschätzungen beruhen, liefern sie ein überraschend umfassendes und aussagekräftiges Bild der Kompetenzen von Arbeitskräften – ein Grund, weshalb Personalverantwortliche sie intensiv zur Kandidatensuche nutzen.

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