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Traditionelle Wirtschaftstheorien gehen davon aus, dass Individuen sich nur um ihr eigenes Einkommen kümmern, wenn es um die Unterstützung von Umverteilungspolitiken geht. Die Autorinnen und Autoren der Studie hinterfragen diese Sichtweise, und zeigen, dass die Präferenzen der Menschen in Bezug auf Ungleichheit an sich eine bedeutende Rolle spielen. Indem sie berücksichtigen, wie stark Menschen Ungleichheit ablehnen, können sie besser vorhersagen, wer politische Massnahmen zur Verringerung von Einkommensunterschieden unterstützt.
Die Abneigung der Menschen gegenüber Ungleichheit spiegelt sich in zwei Formen wieder: Einige mögen es nicht, schlechter gestellt zu sein als andere, was als "nachteilige Ungleichheit" bekannt ist, während andere die Existenz von ärmeren Individuen nicht mögen, was als "vorteilhafte Ungleichheit" bezeichnet wird. Diese Einstellungen variieren stark zwischen den Menschen, und unser Verständnis darüber, wie diese Präferenzen die politische Unterstützung für Umverteilungspolitiken beeinflussen, ist noch begrenzt.
In einer Studie mit rund 9.000 dänischen Teilnehmenden im Alter von 20 bis 64 Jahren untersuchten die Forschenden die Ungleichheitsaversion der Individuen in einem Verhaltensexperiment und verknüpften die Ergebnisse mit der Unterstützung der Teilnehmenden für politisch durchgesetzte Einkommensumverteilung und wohltätige Spenden. Die Autorinnen und Autoren stellten fest, dass Menschen, die eine stärkere Abneigung sowohl gegen vorteilhafte als auch gegen nachteilige Ungleichheit haben, eher politische Umverteilung unterstützen. Im Hinblick auf wohltätige Spenden hingegen sind diejenigen, die vorteilhafte Ungleichheit stärker ablehnen, grosszügiger, während diejenigen, die nachteilige Ungleichheit ablehnen, weniger grosszügig sind.
Die Ergebnisse der Studie stützen die Theorie der Ungleichheitsaversion, die besagt, dass viele Menschen Ungleichheit an sich nicht mögen und dass diese Abneigung wichtige wirtschaftliche und politische Konsequenzen hat.