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Department of Economics

Ökonomie des Erwachsenwerdens

Sollen Ökonom:innen sich mit Entwicklungsfragen auseinandersetzen? Auf jeden Fall, meint Ulf Zölitz, Associate Professor of Economics of Child and Youth Development. Er befasst sich mit den zentralen Akteuren im Leben von Heranwachsenden: Schule, Peers und Eltern. Forschungserkenntnisse fliessen direkt in seinen Unterricht ein.

Text von Victoria Watts

Gleich im ersten Semester besuchen Studierende der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich die Vorlesung Mikroökonomie 1. Das trifft sich gut, denn die hält Ulf Zölitz, Professor für Ökonomie der Kindes- und Jugendentwicklung am Department of Economics und am Jacobs Center for Productive Youth Development. Der 38-Jährige untersucht unter anderem, wie die Entwicklung von Heranwachsenden gefördert werden kann. Die ernsthafte Wissensvermittlung fängt für die meisten Kinder in der Primarschule an. Dort schaffen die Lehrer:innen eine Umgebung, in der sie die Grundlagen erlernen können. Wenn in einer Klasse mehrere Kinder impulsiv sind oder Mühe mit Regeln haben, kann dieses Classroom Management bereits einen beträchtlichen Teil der Unterrichtszeit in Anspruch nehmen.

Mit sozialen Kompetenzen zum Lernerfolg
Auf der Suche nach Möglichkeiten, eine dem Lernen dienliche Atmosphäre zu schaffen, wurde zwischen 2004 und 2006 in Zürich im Rahmen eines Pilotprojekts das Programm PATHS (Promoting Alternative Thinking Strategies) in 28 Klassen eingesetzt und von Forscherinnen und Forschern der UZH wissenschaftlich begleitet.

Während einer Lektion pro Woche wurden in der zweiten Klasse emotionale Fähigkeiten geschult: Selbstwert und Selbstkontrolle, Beziehungsgestaltung, Regeln sowie Lern-, Organisations- und Problemlösestrategien. «Das Projekt hat sich durch Empfehlungen unter den Lehrpersonen quasi verselbstständigt. Bis heute haben ca. 60 000 Schüler:innen in der Schweiz diese Lerneinheitenerhalten», freut sich Ulf Zölitz, der vor ein paar Jahren zum Projekt gestossen ist. «Bereits bevor die wissenschaftliche Evidenz präsentiert wurde, haben viele Lehrpersonen für sich entschieden, die Lektionen auch nach Abschluss des Projekts beizubehalten.» Klassen, die das Training erhalten haben, waren konzentrierter im Unterricht und die Kinder besuchten eher das Gymnasium. «Die Kinder werden nicht schlauer durch die Intervention, aber sie können mehr aus ihrem Potenzial machen, da sie die ergänzenden Soft Skills beherrschen», fasst Ulf Zölitz die zentrale Wirkung der Intervention zusammen.

Was PATHS von anderen schulischen Interventionen unterscheidet, ist, dass das Programm nicht nur auf besonders leistungsstarke oder -schwache Kinder ausgerichtet ist, sondern auf alle. Davon profitieren vor allem die Kinder in der Leistungsmitte, die dank der Schulung ihrer sozial-emotionalen Skills mehr aus ihren anderen Fähigkeiten machen können. «Sozial-emotionale Fähigkeiten sind genauso wichtig wie Mathematik oder Deutsch», meint Ulf Zölitz, «und sollten im Lehrplan Platz finden. Diese Lektionen bringen nicht nur einzelnen Kindern etwas, sondern verbessern das Klima im Klassenzimmer, was allen Kindern zugute­kommt.» Ob auch die Lehrpersonen vom Programm profitieren, indem sie weniger wahrscheinlich den Beruf wechseln oder an Burn-out erkranken, wurde nicht untersucht. Die anekdotische Evidenz weist jedoch in diese Richtung und Lehrpersonen bestätigten, dass die Intervention den Stresslevel im Schulzimmer reduzierte. Heute steht das Projekt als «Denkwege» interessierten Personen weiterhin zur Verfügung.

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